Fliegerferien in Südafrika

 

Seite 1

Es ist 6:00 Uhr morgens und ich schlürfe verschlafen an einem Kaffee, der Beat freundlicherweise zubereitet hat. Halbwegs wach gehts dann um 6:30 Uhr mit dem Auto Richtung Cape Town International. Um 7:00Uhr haben wir mit Brad am Hangar abgemacht. Kurze Zeit später bekommen wir von Brad ein SMS: "Sorry, I'm 10 minutes late". Irgendwie waren wir beide nicht überrascht. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir ja noch nicht, dass wir uns verfahren werden und selbst ca. 15 Minuten zu spät kommen werden. Nachdem wir drei mal um den Flugplatz gefahren sind haben wir dann doch noch die richtige Abzweigung ins Industriegebiet des Flughafens gefunden. Brad war bereits da und seine Verlobte, Eleonore, die uns begleiten wird, kümmert sich um die OnBoard Verpflegung. Da stand sie also unsere Cessna 207. Der Grössenunterschied zu einer C172 ist nicht zu übersehen und ich frage mich heimlich (solche Zweifel würde ich natürlich nie zugeben...), ob ich dieses Ding in den Griff bekommen werde. Der Motor hat satte 300PS und rund 40h Betriebszeit.

Nebst der Grösse hat das Flugi auch noch andere Features, die für uns Beide neu sind: Constant Speed Props, Cowl Flaps, Seitenrudertrimmung und eine lose Schraube im Höhenruder. Wenn man das Ruder von Hand bewegt, hört man wie sie von einer Ecke in die Andere rollt. Brad meinte, er habe schon x-Mal gesagt man solle die Schraube entfernen - aber der Aufwand sei anscheinend zu gross. Nun gut, von solchen Details lassen wir uns natürlich nicht abbringen und beladen das Flugzeug mit dem Gepäck und Notproviant. Das erste Leg führt uns über Gansbaai nach Andrews Field. Da ich die Ehre habe, das erste Leg zu fliegen, rolle ich schon bald Richtung Piste. Der Start verläuft problemlos. Allerdings sollte man nicht vergessen, die Seitenrudertrimmung VOR dem Start einzustellen. Das Drehmoment dieses Ungetüms ist enorm. Das fliegen selbst ist problemlos. Eine Cessna halt...

Brad hatte die glorreiche Idee in Gansbaai einen Touch-and-Go zu machen. An sich ein löbliches Unterfangen. Als ich jedoch die Piste zu Gesicht bekam erhöhte sich mein Puls merklich. "It's a bit narrow, but no problem". Er hat gut reden, ich muss ja fliegen. Die Piste lag quer zur Küste und so konnte ich auch noch mit Seitenwind kämpfen. Das Flugzeug fliegt auch nicht alleine: Wenn man die Leistung zurücknimmt, gehts sofort in einen zügigen Sinkflug. Man muss also auch während dem Ausschweben noch Leistung haben und erst kurz vor dem Aufsetzen in den Leerlauf zurück stellen. Zu meiner Freude klappte die Landung gar nicht so schlecht, auch wenn ich mit einem Rad nicht mehr ganz auf der Piste war. Nach dem Start konnte ich Brad dann doch noch die Breite der Piste entlocken: knapp 8m.

Nach dem Touch-and-Go flogen wir weiter der Küste entlang nach Struisbaai. Dort gibts einen kleinen Flugplatz mit dem Namen "Andrews Field".

Die Piste ist zwar nicht viel breiter, aber ich bin an diesem Tag ziehmlich bescheiden geworden.

Im Final Runway XX.

Auch hier wurde der Windsack fleissig mit Viagra gefüttert.

 

Nun übernahm Beat den Pilotenknüppel und ich konnte in der zweiten Sitzreihe Platz nehmen. Immerhin auch ein Fensterplatz. Das nächste Leg führte von Andrews Field nach Oudtshoorn.

Die Route führt zuerst der Küste entlang, bevor wir ins Landesinnere fliegen.

 

Patchwork :-)

 

Nicht gerade die Alpen aber immerhin Berge...

 

Während des Fluges hatte ich auch Gelegenheit, die Bordverkabelung etwas genäuer anzusehen. Dieses Flugzeug wurde für ein Forschungsprojekt komplett neu verkabelt. Die hinteren drei Sitzreihen werden entfernt und an deren Stelle wird ein Kühlschrank mit unfruchtbaren Fruchtfliegenweibchen eingebaut. Diese Fliegen befinden sich bei ca. 4° in der Kältestarre und werden dann über Citrusplantagen abgeworfen. Wenn sie in Bodennähe angekommen sind, erwärmen sich die Fliegen und verteilen sich über die Zitrusplantage. Das Problem dieser Fliegen ist, dass sie ihre Eier in die Schale der Citrusfrüchte legen und die Schale dann aufplatzt, wenn die Jungen schlüpfen. Vorallem die Europäer seien sehr heikel in dieser Hinsicht und es sei schon vorgekommen, dass ganze Container wieder zurückgeschickt wurden. Da allerdings keine Chemikalien eingesetzt werden sollen, hat man sich für dieses Projekt mit den sterilisierten Fruchtfliegenweibchen entschieden.

Schon bald darauf befinden wir uns im Anflug auf Oudtshoorn.

Im Downwind überfliegen wir eine Siedlung, die wie ein Spinnennetz aussieht.

Dann bin ich gespannt, wie Beat die Landung meistert :-)

Nun, wir sind alle am Stück angekommen und nach dem Auftanken rollt die Cessna zum Parkplatz.

Am Flugplatz nehmen wir uns ein Mietauto und fahren zu den 30km entfernten Cango Caves.

Seite 1
 
© 2003 M. Beglinger